Kanti-Studie sorgt für Aufruhr

veröffentlicht am Mittwoch, 13.08.2014

Toggenburger Tagblatt online


Kanti-Studie sorgt für Aufruhr

Durch die Wirren um die Amtsgeheimnisverletzung ist die Standortfrage der Kanti neu lanciert. Vor allem die Standortstudie von Wüest&Partner wird wieder ins Spiel gebracht. Was aber steht darin genau?

 

Hansruedi Kugler

 

WATTWIL. Hartnäckig hält sie sich in der Diskussion um den künftigen Standort der Kanti Wattwil: Die 57 Seiten starke Studie Wüest&Partner. Das Zürcher Beratungsbüro ist spezialisiert auf die Bewertung von Immobilien und Bauland und «bedient die Akteure der Immobilienwirtschaft mit erstklassigen Entscheidungsgrundlagen». So preist sich das Büro auf seiner Homepage an. Die Studie war ein Element in der Entscheidfindung der Regierung bezüglich künftigem Standort der Kanti Wattwil und bevorzugt Uznach als künftigen Standort. Dies sickerte schon zwei Wochen vor der Medienorientierung über den Regierungsentscheid an die Presse durch.

 

Synergien sprechen für Wattwil

An der am 7. Mai durchgeführten Orientierung stellte die Regierung dann aber klar: Der Entscheid sei zwar unter Kenntnisnahme der Studie Wüest&Partner gefallen. Die Regierung komme aber in der Gesamtbeurteilung zu einem anderen Resultat. Für Wattwil spreche, dass es aus dem ganzen Einzugsgebiet hervorragend erreichbar sei und das ideal gelegene Rietstein-Areal unmittelbar neben der Berufsschule zur Verfügung stehe. Dieses gehöre bereits dem Kanton und an diesem Standort seien die Entstehungs- und Betriebskosten dank Synergien mit Abstand am tiefsten. Geprüft hatte das Baudepartement 16 Standorte in Rapperswil, Uznach und Wattwil. Rapperswil sei von der Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr wenig geeignet, in Uznach könnten keine Synergie- und Spareffekte erzielt werden. «Der haushälterische Umgang mit staatlichen Mitteln ist nach wie vor prioritär», heisst es denn auch im Regierungsbeschluss.

 

Zwei Faktoren für Uznach

Trotz dieser klaren Aussagen wird nach wie vor von Vertretern des Linthgebiets Uznach als bester Standort propagiert. Auch wird beklagt, die Regierung habe die Studie ignoriert. Letzte Woche polterten Toggenburger Parteien zurück, einigen Politikern aus dem Linthgebiet scheine die Profilierung wichtiger zu sein als eine qualitativ gute Gymnasialausbildung. Wenn man die Studie von Wüest&Partner unvoreingenommen studiert, sprechen wirklich zwei Tatsachen für Uznach: Bei den Faktoren Erreichbarkeit und demographische Entwicklung schneidet Uznach besser ab – allerdings ist bei der Erreichbarkeit der Vorsprung vor Wattwil nur minim. Statt 21,5 Minuten müssten die Schüler durchschnittlich nur 18,6 Minuten Fahrzeit auf sich nehmen. Zeitgewinn: Drei Minuten. Das sei doch kein glaubwürdiges Argument gegen Wattwil, hiess es bei den Toggenburger Vertretern. Etwas kleinlauter werden diese dann, wenn die demographische Entwicklung zum Thema wird. Denn während für das Linthgebiet bis ins Jahr 2040 ein Bevölkerungswachstum von bis zu 9 Prozent vorausgesagt wird, rechnen Wüest&Partner im Toggenburg mit einer Abnahme der Bevölkerung um 4 Prozent.

 

Kanti mit Autobahnanschluss?

Damit sind aber auch schon die einzigen Faktoren genannt, die für einen Standort Uznach sprechen. Die Studie listet überdies eine Menge Faktoren auf, die für einen Schulhausneubau wenig Relevanz haben. Sie berücksichtigt etwa die Einkaufsmöglichkeiten und die Distanz zum nächsten Autobahnanschluss, die Arbeitslosenquote, die Steuerbelastung, die Anzahl Baugesuche, die Menge der angebotenen Büroflächen im Verhältnis zum Preisniveau, die aktuelle Leerstandsquote, die aktuellen Top-Angebotspreise von Büroflächen und den Marktwert der Liegenschaften im Besitz institutioneller Anleger.

 

Vieles unberücksichtigt

Die Studie Wüest&Partner hat keine konkreten Areale geprüft, bleibt so in ihrer Analyse in Bezug auf Erstellungskosten vage und allgemein. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden in der Studie die möglichen Synergieeffekte mit anderen Bildungsinstitutionen. Diese beziffert die Regierung in ihrem Bericht insgesamt auf rund sieben Millionen Franken. Gesamthaft rechnet sie am Standort Rietstein Wattwil mit Erstellungskosten von 63 Millionen Franken. Dies sei bedeutend günstiger als an den anderen Standorten, hält die Regierung fest. Detaillierte Kostenschätzungen für die Standorte Uznach und Rapperswil liegen jedoch keine vor.

Vollständige Unterlagen zum Regierungsentscheid, inklusive die Studie Wüest&Partner: www.bildung-toggenburg.ch


Kanti-Studie sorgt für Aufruhr (Mittwoch, 13.08.2014)

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