Kantischüler in den Kanton Schwyz?

veröffentlicht am Mittwoch, 12.11.2014

Toggenburger Zeitung

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Kantischüler in den Kanton Schwyz?

 

REGION Regierungsrat Stefan Kölliker steht heute in Wattwil Red und Antwort

 

Zum aktuellen Thema, wie es mit der Kanti Wattwil weitergeht, tritt heute Abend Regierungsrat Stefan Kölliker in Wattwil auf. Im Mittelpunkt der Diskussion werden die Verhandlungen über Schülerexport mit dem Kanton Schwyz sein.

 

Die Regierung hat im Frühling 2014 informiert, wie es mit der schon lange geplanten Sanierung der Kanti Wattwil weitergehen soll. Die Regierung hielt damals fest, dass sie am Standort Wattwil festhalten will, aber dass sie noch verschiedene Abklärungen machen werde. So will sie mit dem Kanton Schwyz darüber verhandeln, ob in Zukunft 100 bis 200 Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton St.Gallen in Pfäffikon die Kanti besuchen können. Auch möchte die Regierung klären, was weniger Schülerinnen und Schüler in Wattwil für Auswirkungen auf die Kanti Wattwil haben werden. Und schliesslich braucht es noch Abklärungen im Bezug auf eine mögliche Schutzwürdigkeit des Kanti- Gebäudes, welches 1970 erbaut wurde. Die Regierung liess offen, ob sie in Wattwil das alte Gebäude sanieren oder einen Neubau erstellen will. Diese vielen Abklärungen haben im Toggenburg die Bevölkerung nicht beruhigt, sondern eher verunsichert. Und Medienberichte in den letzten Wochen, dass der Kanton Schwyz bis 300 Schüler aufnehmen würde, hat das Tal aufgeschreckt.

 

Walter Sonderer

 

Dem reichen Kanton Schwyz noch Geld bezahlen?

 

REGION Öffentliche Veranstaltung zur Kanti-Debatte heute im Thurpark Wattwil

 

Seit vielen Jahren besuchen einige wenige Schüler aus Rapperswil-Jona anstatt die Kanti in Wattwil die in Pfäffikon/SZ. Dazu gibt es eine Vereinbarung zwischen den beiden Kantonen aus dem Jahre 1989.

 

Der Kanton St. Gallen zahlt dem Kanton Schwyz pro Schüler pro Jahr 7‘000 Franken. Die Eltern müssen zudem 1000 pro Jahr selber bezahlen. Die Regierung plant nun, in Zukunft bis zu 200 Schüler an die Kanti in Pfäffikon zu senden. Darüber verhandeln die beiden Kantone aktuell. Man kann davon ausgehen, dass das Schulgeld künftig höher sein wird (gegen 20‘000 Franken pro Schüler pro Jahr), denn im Moment nimmt die Kanti Pfäffikon nur Schüler auf, wenn sie damit eine Klasse auffüllen kann resp. Platz hat. Rechnet man also 200 Schüler zu 20‘000 Franken, soll der Kanton St. Gallen dem Kanton Schwyz künftig jährlich 4 Millionen Franken bezahlen. Da der Kanton Schwyz die Kanti in Pfäffikon sanieren oder neu bauen will, werden sicher auch noch horrende Kosten bezüglich Bau im Kanton Schwyz entstehen. Diese 4 Millionen könnten aber besser im Kanton St.Gallen, z.B. im Toggenburg investiert werden.

 

Für Wattwil könnte die Absicht der St. Galler Regierung auch zur Folge haben, dass künftig viel weniger Schüler die Kanti besuchen (aktuell etwa 680 Schüler) und dass anstatt eine neue Kanti auf dem Rietstein-Areal das alte Gebäude saniert wird. Weniger Schüler in Wattwil würde auch bedeuten, dass weniger Schwerpunktfächer angeboten werden können und auch das heutige musikalische Angebot reduziert wird. Damit wird die Kanti Wattwil massiv an Attraktivität verlieren sei dies für die Lehrerschaft oder die Schüler.

So haben im September die beiden Initianten der Plattform www.bildung-toggenburg.ch die Bevölkerung dazu aufgerufen, der St.Galler Regierung Briefe zu schreiben, um gegen die Auslagerung von Schülern nach Schwyz zu protestieren. 457 Briefe wurden nach St.Gallen gesendet. Regierungsrat Stefan Kölliker schrieb allen Schreibenden eine Antwort, die sie anfangs November erhalten haben. Darin betont er nochmals, dass sich die Regierung «bedingungslos für eine starke, moderne Kanti Wattwil ausgesprochen hat». Zu seiner Antwort sowie zu weiteren Fragen wird Regierungsrat Stefan Kölliker heute Abend, 12. November 2014, an einer öffentlichen Veranstaltung, welche um 20 Uhr im Thurpark in Wattwil beginnt, Red und Antwort stehen. Neben Stefan Kölliker werden auch Nationalrat Toni Brunner aus Ebnat-Kappel und Mathias Müller, Stadtpräsident von Lichtensteig und Präsident des Fördervereins Bildungsstandort Toggenburg auf dem Podium mitdiskutieren. Die Veranstaltung wird von der SVP Wattwil und der SVP Toggenburg organisiert.

 

Neubau auf der Rietstein-Wiese wäre beste Lösung

Die zuständigen Stellen beim Kanton haben im Winter 2014 verschiedene Grundstücke für einen Neubau der Kanti Wattwil geprüft. Dabei kamen sie zum Schluss, dass auf dem heutigen Sport-Gelände der Kanti (Rietstein-Wiese) die beste Variante wäre, um eine neue Kanti zu errichten. Zudem können an diesem Standort Synergien mit der Berufsfachschule genutzt werden. Z.B. könnten in Zukunft Schüler beider Schulen eine gemeinsame Mensa, Bibliothek oder Aula nutzen. Zudem gehört dieses Landstück bereits dem Kanton. Ein Neubau in Wattwil wäre für alle Beteiligten die bessere Lösung, als die bestehende Kanti zu sanieren. Denn in der bestehenden Kanti sind viele Zimmer zu klein und die Platzverhältnisse in der Mensa und Aula zu eng.

 

Mehr Transparenz muss her

Mit dem Anlass im Toggenburg erhofft man sich auch mehr Transparenz und Klarheit in dieser Sache. Denn die Regierung glänzte in den letzten Monaten zum weiteren Vorgehen zur Kanti Wattwil mit Intransparenz und Unklarheit. Die Unterlagen, welche die Regierung im Mai den Journalisten an der Medienkonferenz abgegeben hat, sind bis heute auf keiner Website des Kantons abrufbar. Dank den Initianten der Website www.bildung-toggenburg.ch haben die Bürger die Möglichkeit, die Unterlagen einzusehen. Die in der Debatte oft zitierte externe Studie, die Uznach besser einstuft als Wattwil (Anmerkung: wegen wenigen, fast schon lächerlichen Minuten mehr Zugfahrt in ausländischen Grossstädten würde man uns Auslachen wegen diesen Kleinkrämereien), darf jedoch auch Iwan Louis auf seiner Website diese Studie nicht veröffentlichen er darf sie nur auf Anfrage persönlich jemandem mailen. Damit zeigt die Regierung, dass sie ihren Beschluss (Punkt 7 im Regierungsbeschluss) selber nicht ernst nimmt und weiterhin keinen Beitrag zu mehr Transparenz leisten will. Stattdessen greift sie jene an, die sich für mehr Transparenz einsetzen. Im Toggenburg ist man über das Vorgehen der Regierung sehr enttäuscht!

 

Walter Sonderer

 

Anmerkung zur Standortstudie

Tatsächlich wurde es uns nicht erlaubt, die Standortstudie direkt im Internet zu veröffentlichen. Es war uns aber ausdrücklich erlaubt, die Studie per E-Mail an Interessierte zu senden. Deshalb hatten wir im Sommer ein Formular auf www.bildung-toggenburg.ch aufgeschaltet, das jedem Interessierten die Studie automatisch per E-Mail zustellte. Einige Zeit später wurde die Studie aber andernorts direkt im Internet veröffentlicht, weshalb wir uns nicht mehr an die Weisung gebunden fühlten und die Studie auch direkt zum Herunterladen anbieten.

Sämtliche Unterlagen, die wir von der Regierung erhalten haben, finden Sie auf der Seite "Transparenzoffensive".

Transparenzoffensive: Unterlagen der Regierung zum Standortentscheid


Kantischüler in den Kanton Schwyz? (Mittwoch, 12.11.2014)

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