Denkmalpflege gegen Kanti-Neubau

veröffentlicht am Sonntag, 15.02.2015

Ostschweiz am Sonntag

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Denkmalpflege gegen Kanti-Neubau

 

Die St. Galler Regierung will, dass die Kantonsschule in Wattwil bleibt, und spricht von einem Campus-Neubau. Ein Abbruch-Szenario des heutigen Gebäudes kommt für die Denkmalpflege aber nicht in Frage.

 

DANIEL KLINGENBERG

 

Im letzten Frühjahr gab die St. Galler Regierung bekannt, dass die Kantonsschule in Wattwil bleibt. Noch nicht klar war aber, in welchem Gebäude die Mittelschüler unterrichtet werden sollen. Da das heutige Schulgebäude in schlechtem Zustand ist, wäre ein Kanti-Neubau in der Nähe des Berufs- und Weiterbildungszentrums in Wattwil eine mögliche Lösung. Mit diesem Campus-Neubau könnten die beiden Schulen Mensa und Aula gemeinsam nutzen.

Ein Neubau würde aber wohl den Abbruch der heutigen Kanti Wattwil bedeuten. Allerdings: Der 1970 erstellte Sichtbetonbau ist schutzwürdig, wenn auch nicht geschützt. Derzeit laufen laut Michael Niedermann, Leiter der kantonalen Denkmalpflege, Gespräche zwischen dem Baudepartement, der Gemeinde Wattwil und der Denkmalpflege, in denen es um die Zukunft des Gebäudes geht. Niedermann: «Dabei zeigt es sich, dass aus denkmalpflegerischer Sicht die beste Lösung die Renovierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes und die Weiternutzung als Kantonsschule wäre. Auch wenn die Kosten bei dieser Lösung etwas höher sein dürften als bei einem Neubau.»

 

Abbruch: «Nicht einfach»

Grund dafür ist die hohe Schutzwürdigkeit des Gebäudes, die aus Gutachten hervorgeht. «Die beiden vorliegenden Gutachten sagen sehr deutlich, dass das Gebäude schutzwürdig ist. Dasjenige der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege schlägt quasi eine Konservierung vor», sagt Niedermann. Für die Denkmalpflege ist aber klar, dass für eine Weiternutzung als Schule Kompromisse eingegangen werden müssen. «Aus unserer Sicht ist zum Beispiel ein Teilabbruch der Mensa zugunsten eines Erweiterungsbaus, der über das Areal hinaus greift, möglich.»

Letztlich entscheidet aber nicht die Denkmalpflege über die Zukunft des Gebäudes, sondern Politik und Stimmbürger. Was macht die Denkmalpflege, wenn sich das Abbruch-Szenario durchsetzt? «Ein Abbruch dürfte aufgrund der Gutachten nicht einfach zu realisieren sein», sagt Niedermann. «Die Denkmalpflege kann und wird es aber nicht auf eine rechtliche Konfrontation anlegen, sondern sucht eine einvernehmliche Lösung.»

 

Schrumpf-Strategie für Wattwil?

Der Wattwiler Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner will sich beim jetzigen Stand der Abklärungen nicht zum Inhalt der Gespräche äussern. Er trennt zudem die Gebäudefrage und das Bekenntnis zum Standort Wattwil. «Die Regierung hat im April 2014 zum wiederholten Male entschieden, dass die Kantonsschule in Wattwil weiter bestehen wird. Das ist das eine Thema. Das andere Thema ist, in welchem Gebäude diese Schulstruktur zu Hause sein wird, im bestehenden oder in einem Neubau. Diese beiden Themen sind nicht miteinander zu vermischen.»

Er lehnt weiter eine Reduktion der Schülerzahl, mit der Absicht, keinen Neubau machen zu müssen, mit scharfen Worten ab. «Es kann aus betrieblicher und finanzieller Sicht kein ernsthafter Ansatz sein, die Schule soweit schrumpfen zu lassen bis sie in eine bestehende Hülle passt.»


Denkmalpflege gegen Kanti-Neubau (Sonntag, 15.02.2015)

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