Interview mit Pius Bürge

veröffentlicht am Freitag, 14.03.2014

Toggenburger Tagblatt

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«2007 und 2011 stärkste Jungpartei»

Der Mosnanger Pius Bürge zieht eine positive Bilanz seiner Präsidialzeit bei der Jungen CVP des Kantons St. Gallen. Die Junge CVP sei die einzige Jungpartei mit Regionalparteien in allen Wahlkreisen des Kantons, sagt er. Jungparteien hält er weiter für nötig.

 

MARTIN KNOEPFEL

 

Weshalb haben Sie dieses Jahr als Präsident von der Jungen CVP des Kantons St. Gallen zur Ortspartei Mosnang gewechselt?

Pius Bürge: Wir haben glücklicherweise mehrere jüngere Mitglieder in der Partei, die bereit sind für diese Aufgabe. Ich war immer der Meinung, man soll Jungen den Vortritt lassen, wenn sie etwas anpacken wollen und das können. Von der statutarischen Altersgrenze her hätte ich als Präsident der Jungen CVP des Kantons St. Gallen noch weitermachen können, denn die Altersgrenze liegt bei 36 Jahren.

 

Ist der Wechsel nun ein Auf- oder ein Abstieg?

Bürge: Weder noch. Beide Funktionen sind auf der Präsidiumsstufe, und beide sind sehr interessant. Vorher war ich Präsident einer Vereinigung innerhalb der Mutterpartei, jetzt bin ich Präsident einer Ortspartei der Mutterpartei.

 

Was waren die Höhepunkte in Ihrer Zeit als Präsident der Jungen CVP des Kantons St. Gallen?

Bürge: Es gab fast nur Höhepunkte. Wir waren bei den Nationalratswahlen 2007 und 2011 die stärkste Jungpartei im Kanton. Seit der Nationalratswahl 2011 haben viele Junge bei uns angeklopft, weil sie in der Jungen CVP des Kantons St. Gallen mitmachen wollen. Unter meiner Leitung haben wir erstmals eine Strategietagung eingeführt, die nun alle vier Jahre durchgeführt wird. Zudem haben wir als einzige Jungpartei in jedem Wahlkreis eine Regionalpartei. Die Junge CVP des Kantons St. Gallen ist bei der Mutterpartei sehr gut akzeptiert. Vier unserer Mitglieder sind in ihren Wahlkreisen erster Ersatz auf den Kantonsratslisten. Schliesslich haben wir einen wahnsinnig guten Teamgeist im Vorstand der Jungen CVP des Kantons St. Gallen.

 

Und welche waren die Tiefpunkte?

Bürge: Es gab nur zwei: Weil die Junge CVP des Kantons St. Gallen Regionalparteien in allen Wahlkreisen des Kantons hat, lag die Herausforderung darin, sicherzustellen, dass immer alle Regionalparteien aktiv sind. Bei den Jungparteien gibt es viele personelle Wechsel, etwa, weil engagierte Mitglieder eine neue Ausbildung beginnen oder in einen anderen Kanton oder ins Ausland gehen. Wenn wir von der Kantonalpartei die eine Regionalpartei aufgebaut hatten, flaute die Aktivität in einer anderen Regionalpartei ab. Dann musste ich dort neue Leute suchen und motivieren, sich für die Regionalpartei einzusetzen. Das habe ich aber immer gerne getan.

 

Und politisch?

Bürge: Ein Tiefpunkt war die Diskussion über das Sparpaket. Als Junge waren wir gegen einzelne der flächendeckenden Sparmassnahmen im Bildungsbereich. Der Kantonsrat sah das anders.

 

Werden Sie bei den Gesamterneuerungswahlen 2016 als Gemeinderat in Mosnang oder als Kantonsrat im Wahlkreis Toggenburg kandidieren?

Bürge: Gemeinde- und Kantonsratswahlen sind zwei verschiedene Wahlen in kurzer Abfolge. Ich kann nur sagen, dass der neue Vorstand der CVP Mosnang im Frühsommer die erste Sitzung haben wird. Er wird dort die Gemeindewahlen 2016 aufgleisen. Die Kantonsratswahl ist Sache der Regionalpartei. Ich weiss dazu im Moment nicht mehr.

 

Heute sind die Parteien doch froh um jeden, der sich engagiert. Wozu braucht es da noch Jungparteien?

Bürge: Jungparteien braucht es aus drei Gründen. Viele Junge haben Hemmungen, sich mit ihren Anliegen an etablierte Politiker zu wenden. Wenn sie sich an Gleichaltrige oder an Kollegen wenden können, geht das leichter. Die Jungparteien sollen auch den Nachwuchs für die Mutterparteien finden, fördern und fordern. Schliesslich getrauen sich gestandene Politiker eventuell nicht, ein Thema anzusprechen, obwohl sie sehen, dass es wichtig wäre. Die Angst vor dem Verlust von Stimmen oder vor einem negativen Echo in der Öffentlichkeit mag da eine Rolle spielen. Jungparteien dürfen frecher sein als die Mutterparteien.

 

Ist das Verhältnis unter den Jungparteien anders als unter den «Altparteien», zum Beispiel kollegialer?

Bürge: Ich weiss nicht, wie das Verhältnis unter den Mutterparteien ist. Die Jungparteien haben sich zusammengerauft und haben seither untereinander ein gutes Verhältnis. Mitglieder der Jungparteien treffen sich ja immer wieder bei den Jugendsessionen.

Die Zusammenarbeit funktioniert heute gut. In der jungbürgerlichen Konferenz* haben wir uns gefragt, bei welchen Themen wir gemeinsame Positionen haben.

 

Welchen Kantonsschulstandort favorisiert die Junge CVP des Kantons St. Gallen, Wattwil oder die Linthregion?

Bürge: Für mich persönlich ist es klar, dass der Standort Wattwil erhalten bleiben muss. Die Junge CVP des Kantons St. Gallen ist daran, ihre Meinung zu bilden. Der amtierende Präsident der JCVP St. Gallen, Sandro Morelli, stammt aus dem Linthgebiet und hat selber die Kanti Wattwil besucht. In einem Leserbrief hat er sich für den Standort Wattwil ausgesprochen.

 

Weshalb sind Sie für den Standort Wattwil?

Bürge: Meiner Ansicht nach braucht es einen Ausgleich der Schulstandorte im Kanton. Um das zu erkennen, muss man kein ausgeprägter Regionalpolitiker sein. Zudem wäre der Weg nach Rapperswil für Schüler aus dem Obertoggenburg sehr lang. Ich kann verstehen, dass regionale Befindlichkeiten die Kantonsräte beeinflussen, aber ich verlange von jedem Kantonsrat, dass er zu einer Gesamtsicht für den Kanton fähig ist. Ich finde, das darf man verlangen. Was ich zu den Schulstandorten gesagt habe, gilt genau gleich für die Spitalstandorte.

 

* Zur jungbürgerlichen Konferenz zählen die Jungfreisinnigen, die JBDP, die JCVP, die Jungen Grünliberalen und die JSVP.


Interview mit Pius Bürge (Freitag, 14.03.2014)

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