Angst vor dem Ausbluten der Kanti Wattwil

veröffentlicht am Dienstag, 03.06.2014

Zürichsee-Zeitung

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Angst vor dem Ausbluten der Kanti Wattwil

BILDUNG Das Toggenburg schlägt Alarm: 6 Schwerpunktfächer und 20 Vollzeitstellen müssten gestrichen werden, sollten die Schüler aus Rapperswil-Jona künftig nach Pfäffikon statt nach Wattwil an die Kantonsschule gehen.

 

Ein Monat ist vergangen, seit die Regierung über die Zukunft der Kanti Wattwil (KSW) informiert hat. Die Freude der Toggenburger über den Entscheid, die Schule zu belassen, wo sie ist, wurde schon damals getrübt. Durch die Absicht, für die Schüler aus Rapperswil-Jona eine Sonderlösung mit der Kantonsschule Ausserschwyz in Pfäffikon zu prüfen. Die Qualität und das Angebot an der Kanti Wattwil würden dadurch erheblich leiden, hiess es.

ie Sorgen haben sich in der Zwischenzeit nicht verzogen – im Gegenteil. Die Initianten der Petition «Bildung Toggenburg» zeigen auf ihrer Homepage erstmals konkret auf, wie sich der Wegfall auswirken würde. Das Fazit: Der KSW droht ein wahrer Aderlass. 6 Schwerpunktfächer, zahlreiche Ergänzungsangebote und 20 Lehrerstellen wären akut gefährdet. «Insgesamt würde die Schule sowohl für Schüler wie auch für Lehrer enorm an Attraktivität einbüssen», warnt Petitionär Ivan Louis. Ausser für die Schüler aus Rapperswil-Jona, sagt er, würde sich die Änderung für alle negativ auswirken.

Der ehemalige Kantonsschüler hat das Szenario aufgrund von Informationen über die heutigen Klassengrössen und nach Gesprächen mit Lehrpersonen entwickelt. Er selbst spricht von einem «Worst Case».

 

Maulkorb für den Rektor

KSW-Rektor Martin Gauer durfte auf Geheiss von oben keine Einschätzung zur Thematik abgeben. Unter der Lehrerschaft geht man aber davon aus, dass sich die Schülerzahl an der Kanti (aktuell 660) in den nächsten zwei Jahren auf unter 650 reduzieren wird, weil der bisherige Ausbildungsgang der Wirtschaftsmittelschule den Sparmassnahmen zum Opfer fiel. Zudem deutet auch die demografische Entwicklung für die nächsten Jahre auf einen leichten Rückgang hin. Fielen dann noch jene 240 aus Rapperswil-Jona weg – sie machen momentan über 35 Prozent aus –, dürfte ein deutlicher Angebotsabbau nicht mehr zu verhindern sein.

Intern werden im Kollegium der KSW folgende Szenarien diskutiert: Bei 100 Schülern weniger könnten die Schwerpunkte Latein und Italienisch sowie der zweisprachige Ausbildungsgang wahrscheinlich nicht mehr geführt werden. Schon heute gibt es im Latein und Italienisch nur je eine Halbklasse. Auch die Big Band und mehrere Ergänzungsfächer wären gefährdet.

 

Begabtenförderung kürzen?

Einer Reduktion um 200 Schüler könnten zusätzlich die Schwerpunkte Musik, Gestalten und möglicherweise Physik & Mathematik zum Opfer fallen. Verschiedene Angebote der Begabtenförderung, deren Mittel an die Grösse der Schule gekoppelt sind, oder das klassische Orchester Il mosaico wären bedroht. Würde die Schülerzahl um ein Drittel reduziert, wären entsprechende Korrekturen bei Personal und Lehrerschaft unumgänglich. Aktuell unterrichten an der KSW über 100 Lehrpersonen.

CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter, Präsidentin der IG Pro Bildungsstandort Linthgebiet, versteht die Aufregung nicht. Sie sagt: «Die Regierung hat bereits vor einem Jahr klargemacht, dass sie Kantonsschulen ab einer Grösse von 500 Schülern als ideal erachtet.» Die Schulen in Heerbrugg, Brühl und Wil hätten etwa diese Grösse und leisteten hervorragende Arbeit.


Angst vor dem Ausbluten der Kanti Wattwil (Dienstag, 03.06.2014)

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